Rassebeschreibung

Eine ehrliche Rassebescheibung

Die vielen Anfragen von schlecht oder falsch informierten Familien, hat mich dazu bewegt diesen Artikel zu schreiben.
Als seriöse Züchter liegt es in unserer Verantwortung dafür zu sorgen, das sowohl unsere Hunde als auch die zukünftigen Besitzer glücklich werden.
Und das erreicht man nur durch Ehrlichkeit und kompetente Beratung.
Der Australian Shepherd ist nicht der oft angepriesene, perfekte Familienhund, der schon fast *genetisch* dazu verpflichtet ist kinderlieb zu sein oder so leicht zu erziehen ist.
Er ist auch nicht der Super-Therapiehund der nie Aggressionen zeigt und keinerlei Jagdtrieb besitzt.
Falls Ihnen das bisher von einem Züchter erzählt wurde, wurde ihnen leider einen Bären aufgebunden.

Der Australian Shepherd ist ein hoch spezialisierter und teilweise durchsetzungs-starker Arbeiter, der seine Aufgaben sehr ernst nimmt und diese auch mit viel Enthusiasmus löst.
Er wurde dafür gezüchtet am Vieh blitzschnell und knall hart zu reagieren. Und auch weiter zu arbeiten wenn ein Rind mal einen Tritt platzieren konnte.
Dafür muss ein Hund viel Trieb, mentale Stärke und „Biss“ haben. Vielleicht muss er auch etwas durchgeknallt sein.
Leider werden Australian Shepherds mit Aggressions- oder Temperamentsproblemen immer häufiger, was bei sachgemässer Beratung der Welpeninteressenten und
sorgfältigen Verpaarungen hätte vermieden werden können.

Natürlich ist dem Australian Shepherd auch eine *Leichtführigkeit* angezüchtet, den sogenannten *Will to Please*.
Dieser wird benötigt um einem im Trieb stehenden, arbeitenden Hund am Vieh noch Befehle geben zu können.
Dieser „Will to Please“ ermöglicht es dem Hundehalter, bei liebevoller aber konsequenter Erziehung, seinen Hund leicht zu *führen*
und auch unerwünschtes Verhalten wie z.B. Jagen sehr gut unter Kontrolle zubringen.
Einem Australian Shepherd muss man klare Grenzen und Anweisungen geben, sonst neigt er dazu den eigenen Besitzer zu massregeln, was er z.B. durch anbellen oder anspringen tut.
Ein Hund der so Leichtführig ist, ist es aufgrund seiner Sensibilität. Mit einem Hund der so sensibel ist, muss man umgehen können.
Diese Hunde lernen unglaublich schnell, was sie zu beliebten Sporthunden macht, sie lernen allerdings auch sehr schnell Dinge die wir vielleicht nicht beabsichtigt haben.
Durch diese Sensibilität neigen einige Vertreter dieser Rasse zu Lärmempfindlichkeit, was sich an Silvester und zu anderen Gelegenheiten bemerkbar machen kann.
Zum Jagdtrieb ein paar Worte:
Das Hüteverhalten wurde aus dem Jagdverhalten entwickelt. Man hat züchterisch nur die Endhandlung (= das töten der Beute) herausgezüchtet.
Dennoch muss man diesen Trieb im Hinterkopf behalten. Es gibt Aussie die keinerlei Jagdverhalten zeigen, andere wiederum zeigen ihn.
Ab und zu besteht auch eine Verbindung mit Unterforderung oder inkonsequentem Appell.

Zum Hüte-Instinkt ebenfalls noch ein paar Worte:
Je nach Ausprägung (nicht jeder Aussie hat gleich viel Trieb) kann ein Australian Shepherd zu Verhaltensweisen neigen, wie:
Menschen, Tiere und Objekte hüten oder umkreisen, in die Hacken, Wanden und Ärmel zwicken, sich-schnell- bewegende Objekte (Autos, Fahrräder, rennende Menschen…) stoppen und kontrollieren…
Das muss man von Anfang an unterbinden! Es ist vielleicht beim kleinen Welpen noch süss… später beim erwachsenen Hund eher weniger!
Auch können Australian Shepherds einen nicht zu unterschätzenden Schutz- & Beschützerinstinkt entwickeln, der Australian Shepherd gilt vom Rasse Standart her als *zurückhaltend und abweisend gegenüber Fremden*
Auch hier wieder, es gibt solche und solche. Ich habe Nachzuchten, die würden „jedem Einbrecher das Gold zeigen“ andere möchten nicht mal angefasst werden.

Einen kinderfreundlichen Hund kann man leider auch nicht auf Grund seiner Rasse erwerben. Einen kinderfreundlichen Hund muss man machen!
Das liegt zuerst beim Züchter und danach beim Halter, der bei seinem jungen Hund für positive Erfahrungen sorgt. Und seine (oder fremde) Kinder davon abhält, beim Hund für schlechte Erfahrungen zu sorgen.
Wichtig: Um einen kinderfreundlichen Hund zu bekommen, bedarf es auch hundefreundlicher Kinder. Ein solch aufgezogener Aussie ist ein geduldiger und herzlicher Spielkamerad.

Und nun kommen wir zum Thema Beschäftigung. Ein Thema das mir sehr am Herzen liegt, denn auch darüber gibt es viele Missverständnisse…
Ein Australian Shepherd wurde dafür gezüchtet über Stunden und Tage intensiv zu arbeiten. Teilweise unter sehr harten Bedingungen.
Natürlich braucht er eine Aufgabe, er braucht Bewegung und vor allem muss er seinen Kopf benutzen können.
Sonst ist er nicht glücklich und ausgeglichen. Und kann dadurch zum Problem werden, wenn er sich z.B. seine Beschäftigung selbst sucht.

Aber: Man sollte eines bedenken, ein Farmer hat nicht jeden Tag Arbeit für seinen Hund! Und ein Farmer hat erst recht keine Zeit seinen Australian Shepherd an diesen Tagen zu beschäftigen!
Und auch dafür wurden diese Hunde gezüchtet!!
Ein Aussie soll im Idealfall auf Knopfdruck voll da sein und wie *ausgestopft* wenn man ihn gerade nicht braucht. So erzählen es sich die Züchter jedenfalls…
Man kann sich schnell einen nervtötenden, immer fordernden Haustyrannen heran ziehen, wenn man einen Australian Shepherd *überbeschäftigt*.
Denn je mehr man ihn beschäftigt, umso mehr fordert er…
Regelmässige und grosszügige Ruhephasen sind enorm wichtig, der Hund muss von Jung an lernen, dass es Zeiten gibt in denen er sich einfach entspannen soll und das Leben geniessen.
Ich persönlich empfehle, mit dem Welpen im ersten Jahr gar nicht viel zu machen. Ausser der Sozialisation natürlich!!

Diese Rassebeschreibung ist recht negativ, würden einige jetzt sagen. Aber es gibt wirklich genügend Beschreibungen die wie Lobeshymnen auf diese Hunde gehalten werden könnten.
Ich bin einfach überzeugt, dass diese ehrliche Beschreibung einem Anfänger mehr bringt und er so zumindest weiss worauf er sich einlässt!

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